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BUCHREZENSION



Arnold, Dietmar:
Buchrezension zu »Oktober 1961. Meine Flucht durch die Berliner Kanalisation«.
In: Schattenwelt. Magazin des Berliner Unterwelten e.V.,
Ausgabe 4-2013, Berlin: Edition Berliner Unterwelten, S. 124/125.

Am besten fange ich damit an zu »meckern«. Auf S. 170 stimmt die Bildunterschrift nicht – das Foto zeigt die Ecke Wilhelmstraße/Kochstraße, im Hintergrund das damalige Haus der Ministerien und nicht wie angegeben die Kreuzung Kochstraße/Ecke Friedrichstraße. Und das ganze Buch hätte gründlicher lektoriert werden können, denn diverse Kommata stehen nicht da, wo sie hingehören (dazu noch etwas im Schlussteil). Das war es aber dann auch schon. Das Buch von Michael Synowzik ist äußerst lesenswert und bemerkenswert gut recherchiert. Was es so besonders macht, ist die Fluchtgeschichte selbst. Während fast alle der rund 800 Kanalisationsflüchtlinge Unterstützung und Hilfe aus dem Westen erhielten, die Wege durch die Kloaken von Fluchthelfern aus West-Berlin ausgespäht und passierbar gemacht wurden, handelte die Familie Synowzik völlig auf eigene Faust. Sie erkundeten selbstständig ihren Fluchtweg, indem sie anhand von Kanaldeckeln versuchten den Verlauf des avisierten Abwasserkanals oberirdisch nachzuvollziehen. Das erklärt auch, dass die beiden ersten Fluchtversuche scheitern mussten (beim ersten Versuch wollte der Vater von Michael Synowzik sogar noch seine Nähmaschine durch den Kanal mit in den Westen schleppen!).
Mit unglaublich viel Glück konnten sich die Flüchtlinge aus dieser Situation retten. Und auch der dritte und letzte Versuch in der Nacht vom 26. auf 27. Oktober 1961 drohte, nachdem der Einstieg endlich klappte, noch an einem im Kanal angebrachten Sperrgitter zu scheitern, bis die Flüchtlinge selber feststellen, dass man sich im Abwasser liegend unter diesem durchquetschen konnte. Als Leser wird man wirklich mitgenommen von all den kritischen und fast ausweglosen Situationen. Und schließlich hätte diese Flucht eigentlich auch scheitern müssen! Was die Flüchtlinge nicht wissen konnten: Im Verlauf der Zimmerstraße querte der Kanalisationsstrang die heutige U-Bahn-Linie U6. Allerdings läuft der Kanal hier nicht wie üblich durch einen Düker (dieser steht immer unter Wasser) unter dem U-Bahntunnel hindurch, sondern unterquerte über dem U-Bahntunnel die Friedrichstraße, da der U-Bahntunnel in Richtung der Station Stadtmitte tiefer nach unten führt, um dort wiederum die heutige U-Bahnlinie U2 zu unterqueren. Die Synowziks hatten also echt verdammt viel Glück gehabt. Und nochmals mehr Glück hatte die Flüchtlingsfamilie mit ihrem gewählten Fluchtzeitpunkt, denn schon zwei Wochen später war ein neues Absperrgitter eingebaut, welches nicht mehr untertaucht werden konnte.
Michael Synowzik war am 4. Dezember 2013 bei unserem Vortragsabend am Gesundbrunnen zu Gast und hat uns seine Geschichte persönlich vortragen können. Es war ein überaus spannender und gut erzählter Beitrag. Es wäre schön ihn öfter in Berlin zu sehen und zu hören. Er würde einen ausgezeichneten Referenten auf der Tour M abgeben. Aber Ratingen bei Düsseldorf ist dann doch etwas zu weit weg.
Auf die Frage nach den vielen Kommafehlern berichtete mir Herr Synowzik von einem Malheur. Die Druckerei hatte nicht die Endversion verwendet. Hoffentlich passiert uns das nicht einmal in unserer »Edition«, denn so etwas ist sehr ärgerlich.

Das Buch ist im Eigenverlag erschienen, kostet 16,50 Euro (ISBN 978-3-00-035473-1),
ist auch beim »Berliner Unterwelten e.V.« erhältlich oder
direkt beim Autor unter www.michaelsynowzik-kanalflucht1961.de zu bestellen.
Es lohnt sich!


Berliner Unterwelten e.V. Ges. zur Erforschung u. Dokumentation unterirdischer Bauten, Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



© STUDIO MICHAEL SYNOWZIK, Ratingen · Projekt: Michael Synowzik, DDR-Kanalflucht 1961 "Berlin am Checkpoint Charlie"
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